Von BaföG-Gourmet bis Grill-Prolet: Sechs Grill-Typen, die jeder kennt

So ganz allmählich kommt der Sommer in Fahrt und spätestens ab 20 Grad im Schatten hat jeder Fleischliebhaber Kohlengeruch in der Nase. Die Ausgangslage ist fast immer dieselbe: Gutes Wetter, Hunger, Durst, Lust auf Geselligkeit und ein halbwegs  funktionierender Grill. Doch in der Herangehensweise an das Grillen lassen sich bei genauem Hinschauen erhebliche Unterschiede feststellen. Die Menschen, die sich abends um das bruzzelnde Grillgut versammeln, sind alles andere als ein homogener Haufen Grillfreaks. Wenn die Sonne dem Horizont entgegendriftet, kommen sie zusammen. Sieben Grilltypen mit ihren ganz speziellen Spleens.

Der spontane Mitesser

Torben findet sich ziemlich spontan. Er kommt abends von der Arbeit nach Hause und checkt als erstes seine 23 WhatsApp-Gruppen auf Grill-Aktivität. Kündigt irgendwer gerade eine Grill-Party an, schreibt er keck was dazu und macht sich ohne Umschweife auf  Weg zum Discounter. Die zwei Weißwürste für 45 Cent – wegen abgelaufenem Haltbarkeitsdatum um die Hälfte reduziert – sind für ihn gerade richtig. Als Torben beim geselligen Grill-Event eintrifft, sind bereits alle am Essen. Das stört ihn gar nicht, denn nun hat er den Grill für sich alleine und durch den zentimeterdick verkrusteten Rost gleich doppelt so viele Röstaromen an seiner abgelaufenen „Grillwurst“ Marke Birkenhof. Der spontane Torben kommt als Letzter, gehört aber auch zu der Gruppe Menschen, die man am Ende der Grillerei nur schwer wieder los wird.

Der BaföG-Gourmet

Peter studiert Skandinavistik, lebt von BAföG und von seinem Job als Kellner und ist immer furchtbar knapp bei Kasse. Seine heimischen 12 Quadratmeter gleichen einer Gefängniszelle, außer Bett und Schreibtisch stehen dort nur ein paar leere Flaschen Mineralwasser. Doch der Schein trügt. In Peters WG Küche stehen die wahren Schätze des offiziell so mitellosen Studenten. Teures Olivenöl aus der Toskana teilt sich mit edler Vanille aus Tahiti und Thai-Basilikum das liebevoll angerichtete Bast-Körbchen. Peter ist ein Gourmet – das soll beim Grillen jeder erfahren. Deshalb mariniert er sein Fleisch stets selbst, mit extra viel Knoblauch, sodass auch wirklich der letzte Grillgast einmal fragt, woher denn der intensive bis beißende Geruch kommt. „Ich leg meine Sachen immer selbst ein, schmeckt viel aromatischer als dieser olle Fertigkram,“ sagt Peter dann und lacht ein wenig selbstherrlich. Alle anderen verdrehen die Augen und sind doch irgendwie neidisch, wenn sie auf ihre neon-orangen Fleischfetzen blicken. Peter lässt andere gerne an seinem Hochgenuss teilhaben, zumindest verbal.

Der Veggie-Gutmensch

Ute ist ein gern gesehener Gast beim Grillen. Nicht weil sie beesonders redselig, sympathisch oder gutaussehend ist, sondern weil sie immer diese leckeren Dips mitbringt. Eigentlich will sie damit ihren Gemüsesticks etwas mehr Gesckmack verleihen. Doch dazu kommt es nur selten, denn ihre handgerührten Soßen werden von den anderen Grillgästen regelmäßig als Fleischbeilage missbraucht. Ute wurmt das gewaltig, seit drei Uhr Nachmittags stand sie in der Küche und hackte liebevoll die Küchenkräuter – und nun das. Doch Ute ist ein geduldiger und toleranter Mensch – sie lässt die Banausen gewähren. Währenddessen versucht sie ihre Grillpaprika so auf dem Rost zu platzieren, dass es auf keinen Fall zum Fleischkontakt kommt. Tritt der unvermeidbare Fall dann aber doch ein, verschenkt sie ihre Paprika weiter. Ute ist am Ende nicht satt, muss aber zumindest keine Soßenschüsseln mehr spülen, weil Udo die Gefäße bereits blank geleckt hat.

Der Würstel-Schnorrer

Udo hat keinen Hunger. Das könnte man zumindest auf den ersten Blick meinen. Doch das ist nur einer seiner cleveren Tricks. Denn Udo investiert sein Geld lieber in einen zweiten Sixpack Bier Marke Öttinger oder Wickühler und gibt sich mit dem zufrieden, was der Rest nicht mehr will. Während die Runde genüsslich ihr Grillgut zubereitet, trinkt Udo seinen ersten Sixer. Er hat den Anstand zu warten, bis alle einen einigermaßen gesättigten Eindruck machen, dann schlägt er erbarmungslos zu. Zerfetze Fleischstücke aus der Vakuumverpackung, die in der angrenzenden Tuja-Hecke liegt, totgebratene Steaks vom Rost, Soßenschüsseln, die bereits mit Gras und Asche bedeckt sind – Udo schreckt vor nichts zurück. Weil er mittlerweile beide Sixpacks konsumiert hat, macht ihm das gar nichts aus, seine Geschmacksnerven verweigern schon lange ihren Dienst. Udo ist ein echter Pragmatiker, am Ende des Grillfests ist er als einziger gleichzeitig satt und total besoffen.

Der einsame Grill-Prolet

Die Frisur sitzt. Jede Strähne der wallenden Haarpracht liegt zementiert in ihrer Gel-Spur. Der Sack Hickory Späne steht bereit, über den glühenden Kohlen wabert die heiße Luft, da erfüllt plötzlich ein lautes Zisch-Geräusch die Gartenlaube. Sören, der Grill-Poser, ist in seinem Element. Mit behutsamen Bewegungen verteilt er Jim Beam(!) in großzügigen Schlucken über dem Grillgut. Roastbeef, Schweinefilet und Lammhüfte sind von einer beachtlichen Whiskeyschicht benetzt. Als Sören seine Hickory Späne mit bloßer Hand auf die Kohlen gibt, erfüllt eine fast surreale Komposition der Düfte die laue Abendluft. Stolz bäumt er sich auf, neben seinem Kugelgrill mit den Ausmaßen eines Kleinwagens, und strahlt seine Gäste an. Keiner spricht. Alle beobachten andächtig Sörens Grill-Zeremonie. Manche müssen ein Lachen unterdrücken, denn Rotwein und Champagner benebeln bereits die Sinne und die Abendsonne taucht den Whiskeydunst in sanftes Orange. Sören ist zufrieden, seine Inszenierung ist ihm gelungen. Routiniert kontrolliert er mit leichtem Fingerdruck den Garpunkt seiner Ansammlung an Edelfleisch und verfrachtet sie gekonnt auf die vorgewärmten Teller aus der Wärmeschublade unterm Grill. Kollektives Aaah und Ooh, dann genussvolles Schlemmen. Die lobenden Worte wollen kein Ende nehmen. Als sich die Gäste eine Stunde später gesättigt und abgefüllt auf den Heimweg machen, fragt sich Sören, wie jedesmal, warum er jetzt wieder alleine auf den 400 Euro sitzen bleibt, die ihn der Spaß gekostet hat.

Der Fisch-Anfänger

Steve bringt zum Grillen in letzter Zeit häufig Fisch mit. Im ganzen, manchmal sogar unausgenommen. Fisch sei viel gesünder, wegen der Omega3-Fettsäuren, erklärt er, während sein Saibling zwischen zwei Steaks hindurch über den Rost flutscht. Leider hat Steve bis heute nicht gelernt wie man einen Fisch anständig filetiert, weshalb er nach 30 ausgespuckten Gräten auch kaum etwas gegessen hat. Sein Teller und der Quadratmeter Tisch um ihn herum sind übersät von Innereien und Teiles des Fischkopfes. Mit der immerselben Argumentation – es wäre doch schade das alles wegzuwerfen – schlägt er sich am Ende mit dem restlichen Fleisch den Bauch voll.

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